Auf nach Gibraltar!

Mittwoch, den 19. August 2020

Fahrwassermarkierung mal anders: “stumpfes Toppzeichen” – oder so ähnlich

Die letzte Atlantik-Etappe steht an:ca. 140 Meilen sind es von der Lagune bis zur britischen Kolonie.
Gibraltar gehört ebenso, wie die Kanalinseln zur britischen Krone, ist aber deutlich näher an das Königreich gebunden und mit dem Brexit mehr als unglücklich.
Man versucht wohl jetzt, sich von der Krone loszusagen, da Gibraltar eng mit der spanischen Wirtschaft verwoben ist.
Die Einreise soll jedoch unproblematisch sein…nun wir werden sehen.
Bevor es auf die letzt große Fahrt vor dem Mittelmeer geht, wollen wir im Hafen von Faro Diesel bunkern, also segeln wir die 5 Meilen die Lagune rauf, es ist auflaufendes Wasser, wir kommen sehr gut voran.
Genrell ist der nördliche Teil der Lagune für Segelboote nur bei Hochwasser erreichbar, denn das Fahrwasser ist in der Seekarte teilweise nur 1m tief…
Mit der Tide passt die Tiefe also, das letzte Stück ist sehr eng und auch nicht mehr richtig betonnt…nur ein paar Kanister markieren den Rand des Fahrwassers…man muss sehr genau navigieren.
Als wir vor der Einfahrt vom Hafen sind, schauen wir uns an…was ist das?
Eine Eisenbahn-Schiene liegt quer über der Passage, Durchfahrtshöhe, maximal 1,5m!
Ich nehme das Funkgerät und will den Hafen anfunken, ob sie die Brücke öffnen, aber beim genaueren Hinsehen erkenne ich, die Schiene ist fest, da klappt nichts auf.
Wie konnte ich das übersehen?
Ich schau nochmal auf die digitale Karte, tja, das Marina-Symbol ist genau auf der Durchfahrt…man muss ganz ranzoomen, damit die Brücke sichtbar wird…
apropo fest, während wir hier grübeln, wo die Eisenbahn herkommt, haben wir uns auch fest gefahren…der Kanal ist zuende und wir sitzen im Sand.

Faro: viel mehr haben wir von der kleinen Stadt nicht gesehen… 😉

Na prima…alsor Rückwärtsgang rein und “schaukeln”…das kennen wir ja aus der Ostsee 🙂
Noch ist ja auflaufendes Wasser, das könnte was werden – und tatsächlich, keine 5 Minuten später, sind wir wieder frei, drehen rückwärts in den Kanal und fahren unverrichteter Dinge wieder zurück…Der Kollege am Fähranleger belächelt uns mitleidig. Ein klassischer Fehlschlag…da kann sich der Navigator aber frisch machen… 😉
Der rudert zurück “Nunja, haben wir eben eine schöne Lagunen-Rundfahrt gemacht :)”
Wir beschließen auf dem Rückweg das Essen gleich fertig zu machen, um “draußen” nicht mehr kochen zu müssen und dann direkt Kurs auf Gibraltar zu setzen.
Die Tide kentert auch gleich, so dass wir mit ablaufendem Wasser wieder nach Süden segeln.
Nach einer weiteren Stunde haben wir die Ausfahrt erreicht, die Nudeln sind gerade fertig und die Muscheln auch.

AFRIKA! an Steuerbord querab…

Der Atlantik ist noch sehr ruhig, so dass wir entspannt auf “hoher See” essen können, während uns der Windpilot aufs Mittlemeer zusteuert.
Viel passiert am Abend und in der Nacht nicht mehr, gegen halb 9 am Morgen ist der Wind eingschlafen, so dass wir den Motor starten müssen, die Hälfte ist geschafft.
Erst am Nachmittag können wir das Spi setzen, kurz darauf erreichen wir die Straße von Gibraltar.
Ein Abgleich der Gezeiten steht an, denn hier setzt der Strom wieder recht stark, entweder nach Osten, oder nach Westen und das auch noch zeitlich versetzt, je weiter man in die Meerenge hineinkommt.

“Inshore” sollte der Strom -3 bis +3h zum Hochwasser Gibraltar ostsetzend sein. Das wäre von 14:03 bis 20:03.
Das passt mit unserem Timing ganz gut.
16:35 sind wir mitten drin, in dem “Tanz der Gezeiten”, da der Atlantik eine mäßige Dünung mitbringt und der Wind durch den Düsen-Effekt ordentlich zulegt, giert Marie stark in beide Richtungen und das Spi zerrt kräftig hin und her.
Wir nehmen es also wieder runter und versuchen das Schiff mit der Genua etwas ruhiger zu bekommen.
Gegen 18:15 sind die verschiedenen Strömungen klar erkennbar, wir selbst scheinen (vorerst) die richtige Stelle erwischt zu haben, denn wir machen t.w. 9 Knoten über Grund nach Osten, am spanischen Ufer läuft eine Gegenströmung und in der Mitte steht noch der westliche Strom, welcher gegen 4-5 Beaufort Wind gleich wieder ein “ordentliches” Wellenbild erzeugt, sieht aus wie die Races bei den Kanalinseln.
Scheint wohl am britischen Einfluß zu liegen 😉
Plötzlich sind wir selbst in mitten einer Turbulenz, Wellen schlagen aus allen Richtungen gegen das Schiff, das kaum mehr Fahrt macht.
Also schnell die Maschine gestartet und raus, aus diesem “Kochtopf”.
Keine 2 Meilen weiter, ist wieder alles ruhig, der Wind weht auch wieder mäßig und wir segeln weiter.
Merkwürdig:
Bis hier her war der Reeds immer sehr ausführlich und hat jede Kleinigkeit gut beschrieben, zu diesen doch recht wechselhaften Strömungen hier in der Straße von Gibraltar steht aber nur recht wenig, auch sind die Angaben zu den einzelnen Strömungs-Zonen recht ungenau, vielleicht sind die Strömungen zu unbeständig?
Oder die Reakteure sagen sich, wer es bis dahin schafft, kommt auch durch diese Passage 🙂
Nun das sind wir, mit seemännischer Sorgfalt und einem wachsamen Auge konnten wir die “ruhigen” Strömungen für uns ausmachen und nutzen.

Marie am Warteponton, im Hintergrund geht die Sonne auf und beleuchtet den “Affenfelsen”

Gegen 22 Uhr erreichen wir den “Affenfelsen” von Gibraltar!
Ein mächtiger Klotz, den wir unbedingt besichtigen wollen.

Aber zunächst suchen wir uns ein Nachtlager, wir manövrieren durch die zahlreichen Frachtschiffe, die vor Gibraltar auf den Lotsen warten bis nach “La Linea”, einem spanischen Yachthafen, kurz vor der Grenze.
Wir melden uns an der Tankstelle an und sollen am Warte-Ponton fest machen, ohne Wasser & Strom, ab 8 können wir umparken. Naja, immerhin ist der Sanitär-Trakt für uns geöffnet.

 


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