Über die Nordsee

Freitag, den 26. Juni 2020

Nach zwei Tagen Helgoland öffnete sich ein Wetterfenster mit drei Tagen Ost-Wind, der uns nach Amsterdam bringen sollte…
Wir legten mit ablaufendem Wasser ab und setzten Kurs auf die Süd-Ost-Grenze vom Jade-Weser Fahrwasser.
Aufgrund der großen Verkehrstrennungsgebiete und den dazwischen gelagerten Offshore-Windanlagen wählten wir die Route in der Küstenverkehrszone von Ost nach West.
Zunächst einmal wollten wir bis Terschelling, also 130 Meilen, das sollte in 30 Stunden zu schaffen sein.
Tschüss Helgoland!

Dann einen kurzen Stop einlegen und am nächsten Tag durch die Schleusen ins Ijsselmeer und von da bis Amsterdam…

So lautete also unser “Passage-Plan” für diesen Abschnitt.
Der Wind war anfang etwas lau, so dass wir noch mit Unterstützung der Maschine fahren mussten, um nicht unnötig im Fahrwasser rumzueiern.
Natürlich begegneten uns noch 3 Schnellfähren, die ordentlich Schwell erzeugten.
Nach ca. einer Stunde frischte der Wind auf, raumschots konnten wir das Spi setzen.
Das war noch seit dem letzten Einsatz 2019 im Segelsack und war anders als erwartet nicht ordentlich verpackt…

Also hieß es erstmal die “Eieruhr” zu entwinden, um es ordentlich in den Wind zu stellen.

Das Spi steht: downwinds Richtung Amsterdam!

Wir segelten so ca. 2h weiter, vorbei an den Verkehrstrennungsgebieten “Jade Approach” und “Terschelling-German Bight” bis zur Tonne TG9/ Weser 2.

Auf der Reede “Neue Weser” lagen ca. 20 große Schiffe vor Anker und warteten auf den nächsten Einsatz, die ließen wir backbords liegen und drehten nach Osten.
Der Wind hatte weiter aufgefrischt, wir packten das Spi ein und segelten bei halbem Wind weiter unter Vollzeug.
Trotz größer werdender Welle kamen wir gut voran, der Windpilot steuerte uns sicher und surfte auch ein bisschen die Wellen ab
Von nun also 100 Meilen auf gleichem Kurs, in der Küstenverkehrszone, abseits der großen Frachter. D.h. wenig Verkehr, Zeit zum relaxen…wenn das Schiff nur nicht so rollen würde…
Als wir Höhe Norderney waren, brach die Nacht herein, alles lief gut, ein paar wenige Fischer waren unterwegs, aber da war genug Platz.
Segelromantik bei Nacht

In der Nacht schlief der Wind ein bisschen ein, so dass wir teilweise mit nur noch zwo bis drei Knoten vor uns hin dümpelten, aber mit einsetzender Tide und dem morgendlichen Auffrischen des Windes ging es ab 4 wieder gut voran

Da der Wetterbericht für Freitag Abend auf Südost-drehenden Wind voraussagte und dies genau unsere Richtung zum Ijsselmeer wäre entschieden wir uns kurzerhand die Strecke direkt bis Amsterdam durchzusegeln.
Der Südostwind würde auch vom Land wehen, d.h. keine Welle mehr auf den letzten 40 Meilen.
In der Schleuse von Ijmuiden
So war es dann auch, allerdings war der Wind deutlich schwächer, als erwartet, es zog sich nochmal ein bisschen.
Kurz vor Amsterdam war der Wind dann komplett weg, also wurde die Dieselfock gesetzt und in wir konnten direkt in den Noordzeekanal einlaufen.
Perfektes Timing: wir wollten gerade an den Warte-Dalben festmachen, als die Schleuse auch schon aufging und wir direkt einfahren konnten.
Ausguck ist wichtig, überall Frachter!

Ab hier herrschte wieder turbulenter Schiffsverkehr, teilweise 4-spurig zogen die Frachter an uns vorbei…bis Amsterdam waren es nochmal 10 Meilen, das Bordleben erwachte so langsam und wir fingen an die angestauten Arbeiten an Bord zu erledigen: Abwaschen, Aufräumen, Segel verstauen usw.

Nach 230 in 46 Stunden legten wir gegen 16 Uhr sicher im “Sixhaven” von Amsterdam, genau gegenüber vom Centraal an, zentraler geht’s fast nicht, die Fähre fährt 500m neben dem Hafen, darauf erstmal ein Bier
Benno hat den Jachthaven im Blick, direkt daneben: 2 Fähren zum Hauptbahnhof

Jetzt werden wir uns erstmal erholen und ein paar Tage Amsterdam erkunden…

 
 
 
 
 
 
 
 
Die Route ist hier nochmal dargestellt:

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